Im Konsumzeitalter lassen sich fast alle Dinge finanzieren. Auch der Traum vom eigenen Boot kann so Wirklichkeit werden. Worauf man bei Bootsfinanzierungen achten sollte und wo Fallstricke lauern könnten, wollen wir in diesem Beitrag herausfinden.
Für viele Menschen gehört der Traum vom eigenen Boot zu den ganz großen Sehnsüchten. Die gefühlte Freiheit und unvergessliche Momente auf dem Wasser machen Boote zu einem Alltags-Rückzugsort und sind oft auch Statussymbol. Und weil das maritime Vergnügen meist mit hohen Anschaffungskosten verbunden ist, kann man seinen Traum natürlich auch über Banken finanzieren. Besonders bei Bootsmessen sind die Finanzierungsangebote der Händler kaum zu übersehen und durchaus so verlockend wie die kleingerechneten Monatsraten von Online-Finanzierungsrechnern.
Aber welche Möglichkeiten der Bootsfinanzierung gibt es und worauf sollte man dabei achten?
Für unseren Beitrag haben wir den Experten für Boots- und Yachtfinanzierungen Andreas Kempf von der Firma Yacht-Finanz aus Mönchengladbach befragt.
Wieviel Boot kann ich mir leisten?
Wie bei jeder größeren Anschaffung sollte natürlich der eigene finanzielle Rahmen im Vordergrund stehen. Zum anderen ist ein Boot ein Gegenstand, der im Gegensatz zum Auto als Verkehrsmittel nicht unbedingt tägliche Verwendung findet. Das Auto kann Wege zur Arbeit und damit Einkommen absichern. Ein privat genutztes Boot verbraucht Einkommen. Deshalb sollte die Bootsfinanzierung gut geplant und überlegt sein.
Experte Andreas Kempf: »Gut durchdachte Finanzierungskonzepte bieten die Möglichkeit, die eigene Sparrate für ein Boot in eine monatliche Abzahlungsrate umzusetzen. Der derzeitig niedrige Zinsmarkt unterstützt solche Vertragsgestaltungen. Doch genau hier liegt auch wieder das Augenmerk, das ein geschulter Finanzmakler auf die passende Finanzierungsform richtet. So ist ein Eigenanteil von gut einem Drittel des Kaufpreises oftmals eine gute Basis für die gewünschte Bootsfinanzierung. Ferner sollte auch genügen Geld für die aufkommenden Unterhaltskosten des Bootes für die ersten ein bis drei Jahre zur Verfügung stehen oder absehbar sein. Ist das soweit möglich, steht einer Bootsfinanzierung eigentlich nichts mehr im Wege. Langfristige Vertragslaufzeiten mit bis zu über zehn Jahren bieten beste Voraussetzungen für eine geringe monatliche Ratenbindung.« Und der Experte fügt hinzu: »Der Luxus eines Bootes muss kein Ausdruck von Reichtum und Vermögen sein. Immer mehr Menschen finanzieren ihr eigenes Boot und und binden ihr Sparguthaben und damit freie Liquidität nicht an das Boot.
Welche Möglichkeiten der Bootsfinanzierung gibt es?
Zu den Hauptformen der Bootsfinanzierung gehören drei Modelle, die wir hier näher vorstellen und die Finanz-Experte Andreas Kempf transparent gemacht hat.
Die Finanzierung
Die Bootsfinanzierung ist die geläufigste Form, die sowohl von privaten wie von gewerblichen Kunden angefragt wird. Bei einer Bootsfinanzierung werden der Kauf und die Bezahlung des Bootes durch eine Bank begleitet. Der Kunde kauft das Boot bei seinem Händler des Vertrauens und leistet bei diesem auch die Anzahlung (in der Regel 30 Prozent des Kaufpreises) für das Boot. Zur Lieferung des Bootes erhält der Kunde die Schlussrechnung, welche er der Bank einreicht. Die Bank prüft den anstehenden Eigentumsübertrag des Bootes vom Händler auf den Kunden und zahlt dann mit schuldbefreiender Wirkung für den Kunden die offene Restzahlung direkt an den Händler.
Bei kleineren Sportbooten ist auch schon einmal die Registrierung in einem amtlichen (Wasserschifffahrtsamt) oder amtlich anerkannten Sportbootregister (z. B. DMYV, DSYV oder ADAC) möglich. In dem Fall erhält die Bank eine Sicherungsübereignung des Bootes vom Kunden. Privatkunden partizipieren bei der Bootsfinanzierung von der Verbraucherkreditrichtlinie 2008/48/ EG, die ab dem 11. Juni 2010 für alle neuabgeschlossenen Darlehensverträge Gültigkeit hat.
Leasing
Ein Bootsleasing ist die zweitläufigste Form, den Kauf eines Bootes durch Fremdmittel zu gestalten. Ähnlich wie bei der Bootsfinanzierung regelt der Käufer die eigentliche Bestellung des Bootes mit seinem Händler des Vertrauens. Vor Erstellung der Schlussrechnung und vor der Lieferung des Bootes tritt nun der Leasinggeber in den Kaufvertrag ein. Der Händler muss daher die Rechnung auf die Leasinggesellschaft fakturieren und erhält Zug um Zug mit der Lieferung und der Eigentumsübertragung des Bootes die Kaufpreiszahlung. Hierbei kann eine vom Kunden bereits an den Händler geleistete Anzahlung berücksichtigt werden.
Zur klaren und zweifelsfreien Führung der Eigentumsrechte an dem Boot, lässt die Leasinggesellschaft das Boot in einem bei einem Amtsgericht geführten Schiffsregister eintragen. Nur in Ausnahmefällen akzeptiert die Leasinggesellschaft die Registrierung in einem Sportbootregister, wie dem ADAC oder ähnliche.
Finanzkauf (Privatkunden) / Mietkauf (Gewerbekunden)
Der Finanzkauf (für Privatkunden) sowie der Mietkauf (bei Gewerbekunden), ist eine Form der Bootsfinanzierung, wie sie von Leasing- oder Finanzierungsgesellschaften angeboten wird, die gewöhnlich keine Banklizenz haben. Diese Form der Finanzierung gleicht daher eher den Regularien aus dem Leasing. Auch beim Finanzkauf bzw. Mietkauf ist das juristische Eigentumsrecht an dem Boot aufgrund der kaufrechtlichen Besonderheiten dieser Vertragsform bei dem Mietkaufgeber (die Leasing- oder Finanzierungsgesellschaft). Die Eintragung des Bootes erfolgt daher vorzugsweise auch in einem bei einem Amtsgericht geführten Schiffsregister. Durch die stärkere Sicherheitslage aus der kaufrechtlichen Abwicklung, sind solche Finanzkäufe (für Privatkunden) oder Mietkäufe (für Gewerbekunden) auch mit einer geringeren Eigenleistung durch den Kunden als bei einer vergleichbaren Bootsfinanzierung möglich.
Kann ich mittels Charter mein Boot refinanzieren?
Einige Skipper liebäugeln mit der Möglichkeit, ihr Boot über Charter zu refinanzieren, zumal der Markt oft interessant klingende Kaufcharterangebote anbietet. Was ist hierbei zu beachten? »Im Markt wird oftmals von der Finanzierung des Bootskaufs durch Charter gesprochen. Gerne werden hier sogenannte Kaufchartermodelle vorgestellt und beworben. Fakt ist: Ein Boot kostet nicht nur während der Nutzungsphase Geld, sondern das ganze Jahr über. Die Kosten für Versicherung, Liegeplatz, Wartung und Rückstellung für Funktions- und Werterhaltung können schnell noch einmal fünf bis zehn Prozent des Kaufpreises pro Jahr betragen. In einigen Wassersportrevieren auch weit darüber. Da liegt der Gedanke nahe, diese Kosten durch Erträge aus einer Fremdvermietung zu kompensieren.
Solche Unternehmungen sollten neben dem in Anbetracht kommenden Vercharterer jedoch dringend auch mit dem eigenen oder einem geeigneten Steuer- und Rechtsberater besprochen werden. Insbesondere dann, wenn diese Vermietung einen gewerblichen Charakter bekommt. Ferner muss man sich mit den rechtlichen Gegebenheiten des Landes auseinandersetzen, in dem man diese Vermietung plant sowie dessen Flagge (Flaggenrecht) man für das Boot wählt. Solche Konstrukte sind möglich, bedürfen aber der genauen Betrachtung. Bei der Erstellung des Businessplans für die Finanzierung eines Vermiet- oder Charterbootes sollte man bedenken, dass die prognostizierten Erträge aus der Vermietung nicht zur alleinigen Deckung herangezogen werden. Die Vermietung eines Bootes ist eben nicht eins zu eins mit der Vermietung einer Immobilie zu ver-gleichen« erklärt unser Experte Andreas Kempf.
Was ist bei der Kredit-Laufzeit und Ratenhöhe zu beachten?
Flexible Ratenhöhen oder vorzeitige Vertragsbeendigung des Kreditvertrages gehören zu den grundsätzlichen Verbraucherfragen. Was sagt der Experte dazu? »Für Privatkunden gilt häufig die Verbraucherkreditrichtlinie 2008/48/EG, die ab dem 11. Juni 2010 in allen europäischen Ländern Gültigkeit hat. Diese Richtlinie regelt das Recht der zusätzlichen Sonderzahlungen sowie der vollständigen vorzeitigen Vertragsbeendigung eines Verbraucherkreditvertrages durch den Kunden. So kann ein Verbraucher zum Beispiel neben der monatlichen Rate jederzeit auch eine Sonderzahlung in unbegrenzter Höhe vornehmen. Diese Sonderzahlung kann sogar zur vollständigen vorzeitigen Vertragsbeendigung führen. Diese Besonderheit unterscheidet die Bootsfinanzierung stark von einer Immobilienfinanzierung, die aufgrund ähnlich hoher Kreditvolumina gerne zum Vergleich herangezogen wird. Auch die Hausbank des Kunden winkt gerne mit einer solchen Immobilienfinanzierung, da deren Zinsniveau unterhalb dessen von Bootsfinanzierungen liegt. Doch diese Flexibilität kann eine Immobilienfinanzierung nicht aufweisen. Ganz im Gegenteil, Sonderzahlungen sind häufig in ihrer Größe stark begrenzt (in der Regel nur 5 Prozent des ursprünglichen Kreditbetrages p.a.) und eine vorzeitige Vertragsbeendigung ist nur gegen Zahlung einer entsprechenden Vorfälligkeitsentschädigung an die Bank möglich.
Eine Bootsfinanzierung biete hier eine hervorragende Flexibilität. Sonderzahlungen sind jederzeit in unbegrenzter Höhe möglich und auch eine vollständige vorzeitige Vertragsbeendigung ist kein Problem. In beiden Fällen ist die aufkommende Vorfälligkeitsentschädigung für den Verbraucher auf 1 Prozent, und im letzten Jahr des Vertrages sogar nur auf 0,5 Prozent gedeckelt. Die Berücksichtigung dieser Richtlinie im Falle eines Bootsleasings oder Bootsfinanzkaufs besprechen Sie bitte mit ihrem Finanzmakler«, erklärt und empfiehlt Andreas Kempf.
Welche speziellen Tipps kann der Experte zur Bootsfinanzierung geben, auf welche Dinge und Feinheiten sollte man achten?
Um uns als Verbraucher, Kreditnehmer und zukünftige Skipper vor unliebsamen Überraschungen zu bewahren, haben wir den Boots-Finanzexperten nach speziellen Tipps zur Bootsfinanzierung befragt. Hier kommt seine klare Antwort.: »Für die Finanzierung eines Bootes eignet sich kein Produkt von der Stange. Auch wenn das Thema Bootsfinanzierung und Bootsleasing in den letzten 15 Jahren publik geworden ist und auf jeder Bootsmesse diverse Schilder zu Bootsfinanzierungen hängen und stehen, so ist die Betrachtung und Wahl des geeigneten Finanzierungskonstrukts nicht so einfach.
Neben einigen Banken und Finanzierungsgesellschaften werben auch Hersteller mit Angeboten zu Bootsfinanzierungen. Diese sollte man als Kunde jedoch stets mit einem gewissen Abstand betrachten. Wie in anderen Branchen auch, so versuchen Hersteller gerne gewisse Zusatzleistungen in Sonderfinanzierungsangebote zu einem besonders werbewirksamen Zinssatz von z. B. 0,99 % einzupflegen. Ob diese wirklich nützlich und die Finanzierung dadurch in der Tat günstig ist, steht oftmals auf einem anderen Blatt. Auch werben im Internet diverse Banken und Finanzierungsgesellschaften im Bereich der Bootsfinanzierungen ohne jedoch wirklich Ahnung vom Wassersportmarkt zu haben.
Vergleichsportalen kommt es letztendlich nur auf den Verkauf der Bankprodukte und deren Provisionszahlungen durch die jeweiligen Banken an. Wofür der Kunde das Geld verwendet und welche Besonderheiten dadurch gegebenenfalls zu berücksichtigen wären, ist einerlei.
Bei der Suche nach einer geeigneten Finanzierung für Ihr neues Boot sollten Sie sich auch an einen unabhängigen Finanzmakler wenden, der sich im Wassersportmarkt auskennt. Er bietet Ihnen die Möglichkeit, die diversen Formen der Bootsfinanzierungen und Bootsleasing in Betracht zu ziehen und gegenüber zu stellen. Mit ihm erhalten Sie den notwendigen Überblick, den Sie als Bootskäufer benötigen.
Einen unabhängigen Finanzmakler erkennen Sie zum Beispiel an folgenden Kriterien:
- Zusammenarbeit mit mehreren Banken und Finanzierungsgesellschaften.
- Weder der Inhaber noch einer der Gesellschafter ist an einer Werft beteiligt
- Weder der Inhaber noch einer der Gesellschafter ist zudem als Bootshändler oder Bootsvermieter tätig oder an einem solchen oder artverwandten Unternehmen beteiligt
- Weder der Inhaber noch einer der Gesellschafter ist an einer Finanzierungsgesellschaft beteiligt oder von dieser weisungsgebunden
Zudem sollten Sie in einem persönlichen Gespräch mit dem Finanzierungsmakler spüren, dass er sich mit den marktspezifischen Bedingungen des Wassersportmarktes sowie mit denen des spezifizierten Bootstyps auskennt«, so Andreas Kempf.